Wetterfeste Outdoorkleidung: Praktisch, aber nicht ungefährlich
Wer in der Natur aktiv sein möchte, benötigt Kleidung, die sowohl Temperaturschwankungen als auch wechselhaftem Wetter standhält. Das Problem: Hierfür werden oftmals Chemikalien verwendet, die nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer eigenen Gesundheit schaden.
Per- und polyfluorierte Substanzen, kurz PFAS, sind eine Gruppe von mehreren tausend Chemikalien, die sich durch ihre hohe Langlebigkeit und Stabilität auszeichnen. Sie sind nicht nur in der Antihaftbeschichtung von Pfannen oder Kosmetika zu finden, sondern kommen auch bei der Imprägnierung von Outdoorkleidung zum Einsatz. Hier sorgen sie für Wetterfestigkeit, da sie sowohl Schmutz als auch Wasser abweisen und thermisch stabil sind. Der Nachteil: Durch die Produktion und das Tragen der Kleidung gelangen die Chemikalien innerhalb kürzester Zeit in die Umwelt. Weil sie nur schwer abbaubar sind, reichern sie sich fortwährend in Böden, Gewässern und der Luft an, was mit Blick auf ihre gesundheitlichen Risiken sehr bedenklich ist.
Wie sieht die rechtliche Lage aus?
Für einige Substanzen aus der Gruppe der PFAS existieren bereits Grenzwerte oder Verbote. Dänemark, Deutschland, Niederlande, Norwegen und Schweden setzen sich nun für eine umfassende Regulierung aller Substanzen aus der Gruppe der PFAS ein, da bei der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit eine weitverbreitete Belastung auch von Kindern und Jugendlichen festgestellt wurde. Allerdings handelt es sich hierbei um ein komplexes Verfahren, weshalb eine Entscheidung frühestens ab 2025 realistisch ist.
Was können Sie tun, um schädliche Chemikalien zu meiden?
Bei speziellen Textilien wie beispielsweise medizinischen Kitteln oder der Schutzkleidung der Feuerwehr kann auf eine Beschichtung mit PFAS derzeit noch nicht verzichtet werden. Normale Outdoorkleidung ist hingegen schon mit einer fluorfreien Imprägnierung erhältlich. Wer also nicht gerade eine alpine Expedition antreten möchte und mehrere Tage in der Natur unterwegs sein wird, kann beim Kauf auf Prüfsiegel wie bluesign® oder den grünen Knopf achten. Auch die Begriffe „frei von PFC“, „fluorfrei“ oder „ohne PFAS“ liefern eine gute Orientierung. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn von „PFOA-frei“ bzw. „PFOS-frei“ die Rede ist. Solche Produkte können trotzdem Fluorchemikalien enthalten, denn hier wird nur garantiert, dass zwei bestimmte Einzelstoffe von mehreren Tausend nicht enthalten sind.
Eine weitere Möglichkeit ist der Erwerb von Outdoorkleidung aus Naturfasern. Diese ist besonders eng gewebt oder mit einer ökologischen Beschichtung aus Wachs imprägniert. Auf diese Weise werden beim Waschen keine gefährlichen Stoffe freisetzt, die dann über unsere Kläranlagen im menschlichen Organismus oder der Umwelt landen.
Wenn nur wenige Male im Jahr eine Wanderausrüstung benötigt wird, kann diese vielleicht von befreundeten Personen, der Familie oder über spezielle Internetplattformen ausgeliehen werden.
Das Recyceln von Outdoorkleidung mit PFAS ist derzeit noch nicht möglich, da bislang nicht sichergestellt werden kann, dass das PFAS beim Recycle vollständig herausgefiltert wird. Dadurch gelangt PFAS erneut in den Materialkreislauf und wird von Menschen und Umwelt aufgenommen.
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Fee Widderich, Umweltexpertin des Baltic Environmental Forum Deutschland e. V.
„Gefährliche Stoffe sind leider allgegenwärtig. Wir kommen täglich mit ihnen in Kontakt – auch durch die Berührung mit behandelten Textilien, da die Haut als unser größtes Organ ein Hauptaufnahmeweg darstellt. Tatsächlich sind die Folgen dieser Langzeitbelastung noch nicht gut erforscht, da das Problem sehr jung ist. Entsprechende Studien müssen über mehrere Jahrzehnte durchgeführt werden und haben im Allgemeinen das Problem, dass Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung nur schwer nachzuweisen sind. Allerdings stehen viele der Substanzen im Verdacht, Allergien, Krebs und Unfruchtbarkeit auszulösen. Deshalb sollten wir bereits jetzt so gut es geht auf potenziell gefährliche Produkte verzichten.“